Meine Geschichte

Ich will hier gar nicht lange drum herum reden und es gibt
auch keine Wörter, die das Ganze schöner machen könnten. Eigentlich sollten
Eltern ihre Kinder beschützen und Ihnen einen Weg bereiten. In einer
schwierigen Zeit aufzuwachsen in der alles unter den Teppich gekehrt wurde. Ich
habe mit 8 Jahren erlebt was sich auf mein ganzen bisheriges Leben ausgewirkt
hat. Ich war angeblich ein schwieriges Kind, immer aufgedreht und unter Dampf.
Heute würde man es als ADHS bezeichnen. Aber Anfang der 70ger gab es das ja
noch nicht. Also waren die Erziehungsmethoden für so ein Kind wie mich mit
Gewalt in Form von Schlägen und Bestrafungen. Meine Geschwister hatten es da
leichter so durften im Kinderzimmer spielen.

Jedes Mal wenn ich wieder und wieder weggelaufen war waren
Sie hinter mir her und suchten mich, ich weiß nicht wie Oft die Polizei mich
wieder da abgeliefert hatte.
Ich schlief in der U-Bahn oder in Waschsalons die ich kannte. Aber jedes Mal
wenn man mich aufgriff und man mich wieder zurück gebracht hatte, bekam ich die
Wut meines Erzeugers zu spüren. Ich bekam Schläge mit allem möglichen
Gegenständen. Habe geschrien vor Schmerz, vom Holzkochlöffel, Kleiderbügel
alles was er in die Finger bekommen hatte landete auf meinem Rücken oder Po. Am
liebsten nahm er aber nasse Handtücher oder Unterhemden die er vorher nass
gemacht hat.

Und immer wieder wenn meine Mutter nicht da war musste ich zu
Ihm ins Wohnzimmer, um ihn zu willen sein. Eine seiner Strategien war das er
sagte wenn Du das nicht machst dann mache ich es mit deinen Geschwistern. Da
habe ich alles mit mir machen lassen.

Das Schlimmste was ich Empfunden habe war das meine
Geschwister, wenn er mich mal wieder Geschlagen hat, alles mitbekommen haben.

Irgendwann als mir es zu viel wurde ich die Schule schwänzte
und die Polizei mal wieder aufgegriffen hat, hat er seine Taktik zur Bestrafung
geändert. Ich musste selbst dann im Winter oft ohne Schlafanzug im Flur in der
Ecke stehen

Auch in der Schule fiel auf das ich sehr unruhig und ein
Einzelgänger war und schon in der Vorklasse hatte ich 40 Tage in denen ich
nicht in der Schule war. Da ich auf keine Normalen Schule gehen konnte, wurde
ich aufgrund der Unruhe auf eine Schule für Lernbehinderte (Sonderschule)
eingeschult.

Warum griff meine Mutter hier nicht ein, Wen Sie sich
dazwischen gestellt hat, hat Sie auch welche eingefangen. Ich kannte schon
nichts anderes mehr als Missbrauch und Misshandlungen. Ich habe mir so oft
gewünscht das mein Leben endet. Wenn ich nicht zur Schule war, bin ich oft
Stundenlang mit der U-Bahn oder der Straßenbahn gefahren. Habe mich
rumgetrieben um ja nicht zur Schule vor allem nicht wieder zu Ihm zurück zu
müssen.

Ganze 2 Jahre ging das so bis ich mal wieder von der Polizei
aus einem Waschsalon geholte wurde. Kurz danach schaltete sich das Jugendamt
ein. es gab Besuche zuhause und wir mussten auch aufs Jugendamt.

1974 bin ich dann in das Kinderheim Johannes-Petersen Heim
gekommen. Ich hatte gehofft das ich dort endlich meine Ruhe vor allem hatte. Es
gab zumindest für die erste Zeit eine Besuchssperre, damit ich mich einleben
konnte. Ich hatte es geschafft, das habe ich zumindest so gedacht. Die ersten
Besuche waren auch ok, bis er wieder Anfing mich zu Missbrauchen. Wenn ich
nicht mitgespielt habe, fingen die Erpressungen wieder an. Doch diesmal viel
Schlimmer. Er kam sogar wenn keine Besuchszeiten waren um mich daran zu
erinnern, niemanden etwas zu erzählen.

Mit 10 Jahren hat er mich mitgenommen zu einem Mann. Ich
wusste nicht was ich da sollte, mein Erzeuger  riet mir besonders lieb zu dem Mann zu sein.
Ich wusste ja was das heißt. Ich sollte den Mann befriedigen so wie der Mann es
wollte. Als ich mich weigerte bekam ich Schläge auf den Rücken so dass ich
nachgab. Ich habe den Mann mit der Hand und dem Mund Befriedigt. Mein Erzeuger
hat sich das bezahlen lassen.

Immer wenn er mich ohne meine Mutter abholte oder wieder ins
Heim brachte, machte er einen Umweg, entweder damit ich Ihn zu befriedigen
hatte oder einen Mann den ich nicht kannte. Alle 14 Tage hat er mich an den
Wochenenden auch wenn mal kein Besuchswochenende war abgeholt, ohne das meine
Mutter irgendetwas mitbekommen hat.

Die Männer zu denen er mich gebracht hat waren sehr Pervers,
ich habe Dinge gesehen und gemacht was zur damaligen Zeit unvorstellbar gewesen
ist. Ich habe im Laufe der Jahre viele Männer kennen gelernt, nicht alle waren
gestört. Einige waren nett, aber dennoch Krank. Wenn ich gedacht habe schlimmer
kommt es nicht mehr wurde ich eines Besseren belehrt. Männer aus den
verschiedensten Bereichen und Alters, habe ich kennenlernen müssen. Und das alles
nur damit er sein Auto oder auch seine Sucht finanzieren konnte.

Als ich im Heim untergebracht war, haben die Schläge zwar
aufgehört, aber die Erpressungen sind mehr geworden. Oder er hat nur auf dem
Rücken geschlagen, nie ins Gesicht. Ich konnte mich einfach auch in den Heimen
niemanden anvertrauen. Aus Angst und vor allem aus Scharm.

Die Erinnerungen an die Verschiedenen Männer ist heute durch
die Flashbacks und die Alpträume oft so Präsent als wäre es real. Mit jedem
Flashback oder Alptraum kommen Erinnerungen mit Namen und Aussehen und die
Geschehnisse wieder hoch. Jeder von Ihnen hat einen Teil von mir genommen. Fast
10 Jahre meines Lebens habe ich verloren. Das Schlimme daran ist, das ich es ab
einem bestimmten Zeitpunkt alles für Normal gehalten habe. So habe ich als ich
nicht wusste wohin und mein Erzeuger mir eine Bleibe angeboten hat, dieses
Angebot angenommen. Ich habe mich auch hier wieder bis zu einem Zeitpunkt
selber an Männer Verkauft, also Prostitution betrieben. Er hat auch Männer besorgt,
die in die Wohnung gekommen sind, um dort mit mir Sex zu haben. Mein Erzeuger
hat mir auch den einen oder Anderen Mann vermittelt, damit ich dort bei dem
Mann Wohne. Nach einer Weile sobald ich alleine in der Wohnung war, hat er mich
dort überfallen und Wertgegenstände auf der Wohnung geholt. Diese hat er dann
Verkauft, um seine Sucht zu finanzieren. Das ging 3 mal gut, dann wurden wir
Erwischt, weil er mit seinem Auto vorm Haus gesehen wurde. Der Mann hieß Bernd
N. und wohnte in Hamburg Eimsbüttel. Er mochte michwirklich und hat mir nie
verziehen.

Als die Polizei da war um Ihn zu vernehmen hat er alles auf
mich geschoben und gesagt das alles sei meine Idee gewesen. Nur das er mich
jedes Mal wenn er kam um die Wohnung auszuräumen, Zusammengeschlagen hat, damit
es glaubwürdig ausgesehen hat.

Ich habe dann meine Aussage gemacht und wenige Tage bevor die
Polizei  meinen Erzeuger holen wollte hat
er sich mit Tabletten und Alkohol das Leben genommen. Als ich Ihn Mittags
wecken wollte habe ich ihn Tot aufgefunden, und mir die Schuld daran gegeben.

Um weiterhin an Geld zu kommen habe ich mich prostituiert.  Ich fand die meisten Männer rund um den
Hauptbahnhof oder im Stadtteil St. Georg.

Ich hoffte auf Hilfe, doch selbst meine Mutter konnte mir
nicht helfen.  In Jobs habe ich nie lange
sein können. Habe als Pferdepfleger angefangen um wegzukommen, bin aber nie
lange geblieben. Denn Verdienst habe ich nicht viel, bin daher oft losgezogen
um mir Geld dazu zuverdienen. Das ging solange gut bis ich wieder mal aufgegriffen
wurde, weil ich durch die Gegend mit einem gestohlenen Auto und ohne
Führerschein gefahren bin. Da habe ich meinen Job als Pferdepfleger verloren.
Durch einen Kontakt beim Jugendamt bin ich dann 1988 also fast 5 Jahre nach dem
Selbstmord von meinem Erzeuger habe ich die Chance bekommen eine Ausbildung zum
Land und Pferdewirt zu machen.

Während der Zeit war ich gut Aufgehoben bei einer Familie und
einem klasse Ausbildungsbetrieb. Allerdings war es für mich nicht so einfach,
da ich auch zu der Zeit, wie in den Vorangegangen Jahren auf Tabletten gewesen
bin. Um aber auch an Geld zukommen, habe ich wie in den Jahren zuvor schon als
DJ an den Wochenenden gearbeitet. So bin ich weiterhin an Geld und auch an
Drogen gekommen. Der Druck in der Lehre war groß, weil ich doch anders war wie
die anderen Lehrlinge. Ich konnte die Prüfungen bestehen und bin nach dem
Abschluss der Lehren Hauptberuflich als DJ Umhergezogen. Auch in der Zeit habe
ich alles was meine Vergangenheit angeht gelogen und verdrängt.

1992 ging es beruflich für mich an den Bodensee. eine kleine
Diskothek in Konstanz war mein Ziel. Auch hier habe ich meine Vergangenheit
verleugnet. Ich wollte keinen Kontakt zu Menschen wie Freunde die ich sowieso
nicht hatte, oder der Familie. Keine Erinnerungen sollten wieder hoch kommen.  Ich hatte tatsächlich einige Zeit meine Ruhe.  Nach dem Umbau der Diskothek ging es für mich
steil nach oben. Es war fast jeden Tag etwas los und an den Wochenenden volles
Haus, und ich stand unter Strom, denn Alkohol gab es für mich Umsonst.

1996 lernte ich meine Exfrau kennen. Es ging alles recht
schnell so das 1997 unsere Tochter geboren wurde und 2000  unser Sohn. Die Ehe hielt bis 2003. Ich habe
seit 1997 auch dann Tagsüber in Verschiedenen Jobs gearbeitet.

Auch in der Zeit habe ich mir keine Hilfe gesucht, warum
auch! Hatte einige Beziehungen wo ich Zeitweise auch Glücklich war. 2001 Wurde
die Diskothek die bis dahin nur noch an den Wochenenden lief geschlossen.

Nach meiner Scheidung habe ich wieder angefangen im Nachtleben
zu Arbeiten und habe alle 14 Tage meine Kinder bei mir gehabt. Ich war für eine
Tabledance-Kette Als DJ und Moderator tätig. Das war gut, habe viel Verdient
und es gab auch hier Tabletten. Probleme mit dem Jugendamt weil ich keinen
Unterhalt gezahlt hatte brachten mich sogar in der Zeit vors Gericht. ich war
bestimmt kein Weisenknabe, denn ich bin immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt
geraten.

Durch einen Unfall mit einem Firmenwagen aus der Schweiz habe
ich das Nachtleben und die damit verbundenen Annehmlichkeiten aufgegeben. Nach
einer Zeit wo ich Arbeitslos war habe ich wieder in das Tagesleben
zurückgefunden um auch den Unterhalt für meine Kinder bestreiten zu
können.  Ich konnte meinen Job bis Ende
2013 Ausüben. Durch die langen Nachtschichten ist mein Körper überanstrengt
gewesen und so musste kommen was schon lange fällig gewesen ist. Ich stand
eines Nachts auf dem Dach der Firma und wollte nicht mehr. Es hätte nicht viel
mehr gefehlt als ein Schritt nach vorne zu machen, dann wäre alles vorbei gewesen.

Es gab immer wieder Zeiten wo in den Medien von Skandalen und
Missbrauch an Kindern berichtet wurde. Diese Momente haben jedes Mal alles
wieder hochkommen lassen. Ich konnte mich nicht einmal dagegen währen.

Anfang 2014 bin ich zum Psychiater gegangen und habe mir dort
Hilfe geholt. Ich wurde zu einer Kur geschickt. Dort habe ich mich dem
Psychiater dort Anvertraut wie schon im Jahre 2003 als ich wegen eines
Bandscheibenvorfalls zu Kur war. Ich wollte dort abreisen und wieder nach
Hause. bin aber geblieben und habe dort auch mein Leben aufs Spiel gesetzt,
indem ich waghalsige Strecken mit dem Mountainbike gefahren bin. Nachdem ich 2
mal gestürzt bin habe ich dort versucht aufzuarbeiten, was der Anfang aller der
nachfolgenden Jahre war. Ob ich als Suizid gefährdet galt? Ja! Der Psychiater
dort hat mir geraten einen Hund zu zulegen. Dieses habe ich nach meiner
Entlassung dort sofort in die tat umgesetzt.

Ich suchte im Internet und über Facebook in verschiedenen
Gruppen nach einem Hund und fand in einer Gruppe meinen jetzigen Hundes Shiva.
2015 Musste ich nochmal in die Kur, da ich immer noch als gefährdet galt. In
Bad Kissingen ist es dann Eskaliert.